Okt. 15, 2025

Solarcarports in Bayern: Chancen und Herausforderungen für die Bauwirtschaft durch neue Vorschriften und Fördermöglichkeiten

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Markttrends und Einsatzfelder für Solarcarports

Hohe Strompreise und verschärfte Klimaschutzziele rücken den Solarcarport in den Fokus nahezu aller immobilienintensiven Branchen. Industrieareale, Logistikzentren, Flughäfen oder kommunale Fuhrparks verfügen über weitläufige Stellflächen, die bislang keinen wirtschaftlichen Nutzen abwerfen. Durch eine Photovoltaik-Überdachung entsteht ein doppelter Mehrwert: Einerseits generiert der Solarcarport planbaren Eigenstrom, andererseits verbessert er den Komfort für Mitarbeitende, Kunden und Besucher, indem er Fahrzeuge vor Witterung schützt. In der Praxis lassen sich Flächenkonversionen von 30 % bis 70 % realisieren, ohne die Verkehrsführung wesentlich zu verändern. Betreiber von PV-Freiflächenanlagen und Agri-PV-Projekten nutzen den Carport zudem als Ergänzung, um Restflächen innerhalb eines bereits erschlossenen Netzanschlusspunkts auszuschöpfen.

Im DACH-Raum zeichnet sich eine Verschiebung der Nachfrage ab: Weg vom klassischen Einzelladepunkt hin zu modularen Systemen mit Ladeinfrastruktur, Speichern und Spitzenlastmanagement. Autohäuser koppeln Vorführwagen-Flotten an einen Solarcarport, Freizeitparks schaffen mit Parkplatzüberdachungen einen sichtbaren Beitrag zur Nachhaltigkeitskommunikation. In Gewerbequartieren wird der Carport häufig als Baustein eines Mieterstromkonzepts eingesetzt, sodass Gewerbemieter von stabilen Strompreisen profitieren und zugleich die Taxonomie-Konformität der Immobilie steigt.

Regulatorische Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten

Das Gebäudeenergiegesetz 2023 verlangt bei vielen Neubauten den Einsatz erneuerbarer Energien. Mehrere Bundesländer – darunter Baden-Württemberg, Berlin und Nordrhein-Westfalen – dehnen die Photovoltaikpflicht bereits auf Bestandsparkplätze aus, sobald dort wesentliche bauliche Änderungen erfolgen. Für Betreiber bedeutet dies eine wachsende Verbindlichkeit, die Umrüstung auf eine PV-gestützte Parkplatzüberdachung frühzeitig in die Budgetplanung aufzunehmen. Parallel eröffnet das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2023 neue Spielräume: Für Eigenverbrauchsanlagen bis 30 kW entfällt die Umlage vollständig, bis 1 MW wird sie deutlich reduziert. Größere Solarcarports können über das Ausschreibungssegment „Solaranlagen auf sonstigen baulichen Anlagen“ in das Marktprämienmodell integriert werden.

Förderinstrumente mit Tilgungszuschüssen oder zinsgünstigen Darlehen bleiben ein wichtiger Hebel. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) adressiert Investitionen in nachhaltige Energieinfrastruktur, während das KfW-Programm 270 Großprojekte mit Laufzeiten bis zwanzig Jahre abdeckt. Kommunale Betreiber greifen zusätzlich auf Landesmittel zurück, die den Ausbau kritischer Infrastruktur honorieren, wenn diese Versorgungssicherheit und Klimaschutz kombinieren. Im Hinblick auf das europäische Beihilferecht erfordert jede Finanzierungskombination eine Einzelfallprüfung, um Kumulationsgrenzen einzuhalten.

Konstruktionstechnische Anforderungen an PV-Carports

Die Tragstruktur eines PV-Carports muss Wind- und Schneelasten nach DIN EN 1991 standhalten; in Küsten- und Gebirgslagen steigen die Bemessungswerte um bis zu 30 Prozent. Schraubfundamente bieten hier einen statischen Vorteil, da sie hohe Zug- und Druckkräfte unmittelbar in tragfähige Bodenschichten ableiten. Durch den Verzicht auf Beton reduzieren sich Bauzeit und CO₂-Bilanz gleichermaßen. Fachbetriebe setzen je nach Modulraster auf Pfostenraster zwischen 5,0 m × 5,5 m und 5,5 m × 7,0 m, sodass selbst Transporter oder SUV die Stellplätze komfortabel nutzen können.

Ein integriertes Kabelmanagement innerhalb der PV-Unterkonstruktion schützt Leitungen vor UV-Strahlung und Vandalismus. Häufig wird das System bereits ab Werk mit Kabelführungsprofilen und Trafostandflächen geplant, um nachträgliche Eingriffe zu vermeiden. Brandschutzkonzepte berücksichtigen ausreichend Fahrgassenbreiten für Einsatzfahrzeuge sowie thermische Trennungen der Wechselrichter. In Gewerbegebieten verlangt die Landesbauordnung oft einen Abstands-Faktor von 1,20 zur Grundstücksgrenze, sofern dort ein erhöhter Publikumsverkehr stattfindet.

Netzintegration und Lastmanagement

Mit Blick auf Lastprofile unterscheiden sich gewerbliche und kommunale Anlagen erheblich. Während Industrieprozesse eine weitgehend gleichmäßige Grundlast erzeugen, verzeichnet das Park & Ride-Segment ausgeprägte Morgen- und Abendspitzen. Intelligente Wechselrichter koppeln den Solarcarport an ein Energiemanagementsystem, das Batteriespeicher und Ladepunkte dynamisch regelt. Dadurch lassen sich Spitzenlasten kappen und Netzanschlüsse kleiner dimensionieren. In Pilotprojekten senkt der Einsatz von 200 kWh-Speichern die bezogene Jahresarbeit um rund 18 Prozent, sofern ein Tarifmodell mit arbeitspreisabhängiger Netzentnahme zum Einsatz kommt.

Für Betreiber, die mehrere Standorte bündeln, gewinnt das Thema Fernwirktechnik an Bedeutung. Eine Spanning-Tree-Topologie sorgt für ausfallsichere Kommunikation zwischen Wechselrichtern, Messwandlern und zentraler Leitwarte. Das Einspeisemanagement nach §13 EnWG verlangt zudem eine Fernabschaltbarkeit, die über ein SG-Ready-Modul kosteneffizient umgesetzt wird. In Gewerbeparks vereinfacht die Direktvermarktung via Pooling die Bilanzierung, wenn mehrere kleinere Solarcarports unter 100 kW zu einem Bilanzkreis zusammengeführt werden.

Wirtschaftlichkeitsanalyse und Kostenstrukturen

Der Kapitalaufwand für einen gewerblichen Solarcarport setzt sich vorrangig aus Stahlkonstruktion, Modulen, Wechselrichtertechnik und Netzanschluss zusammen. Je nach Spannweite schwanken die Errichtungskosten zwischen 930 € und 1 120 € pro Stellplatz. Bei 25 Jahren Nutzungsdauer und linearem Degradationsmodell resultieren Levelized Cost of Electricity von 7,5 ct/kWh bis 10,2 ct/kWh. Entscheidend für den Business Case ist die Deckungsrate des Eigenverbrauchs: Ab einem simultanen Verbrauch von 70 % amortisiert sich die Investition häufig vor dem zwölften Betriebsjahr. Durch Einspeisetarife im Marktprämienmodell sinkt das Risiko der Reststromvermarktung, während Wartungsverträge mit festen Pauschalen die Opex-Planung vereinfachen.

Betriebsmodelle und Contracting-Ansätze

Die dezidierte Eigentumsfrage beeinflusst Ertrag und Bilanz. Beim klassischen Owner-Operator-Modell aktiviert der Grundstückseigner die Anlage selbst. Leasinglösungen verschieben die Liquiditätsbelastung, erhöhen aber die Gesamtkosten um durchschnittlich 8 % gegenüber einer Vollinvestition. Power-Purchase-Agreements mit Laufzeiten von zehn bis 15 Jahren sichern feste Abnahmepreise und werden vermehrt mit dynamischen Ladeinfrastruktur-Tarifen kombiniert. Contractoren nutzen das Erbbaurecht, um die Stahlstruktur als selbstständiges Bauwerk zu bilanzieren; dadurch verkürzt sich die Abschreibungsdauer nach §7 EStG auf 15 Jahre.

Sonderfall Gesundheitswesen: Solarcarports für nachhaltige Gesundheitseinrichtungen

Krankenhäuser unterliegen hohen Stromspitzen für Diagnostik, Klimatisierung und IT-Back-up. Ein solarcarport krankenhaus senkt die Netzbezugskosten um bis zu 14 % und reduziert die CO₂-Bilanz, ohne sensible Dachflächen zu belasten. Für den pv carport klinik empfiehlt sich ein redundanter Mittelspannungsanschluss, damit Operationssäle auch bei Instandhaltungsarbeiten netzautark bleiben. Förderfähig sind solche Projekte über das Krankenhauszukunftsgesetz, sofern die Maßnahme die digitale Infrastruktur stärkt. Weil nachhaltige gesundheitseinrichtungen zudem der EU-Taxonomie unterliegen, verbessert ein nach ISO 14001 zertifiziertes Energiemanagement die Finanzierungskonditionen.

IT-Security und Datenschutz in vernetzten Carport-Systemen

Mit der Integration von Ladestationen und Batteriespeichern steigt die Angriffsfläche im OT-Netz. Die Norm IEC 62443 verlangt segmentierte Netzwerke, Zwei-Faktor-Authentifizierung für die Wechselrichter-Firmware und ein zentrales Log-Management. Betreiber sind verpflichtet, Meldeschwellen nach dem KRITIS-Dachgesetz zu prüfen, sobald der jährliche Stromabsatz 420 GWh überschreitet. Ein pen-test vor Inbetriebnahme verhindert laterale Bewegungen im Carport-Subnetz und beugt Datenabfluss über Ladekarten-Backends vor.

Ausblick auf Skalierungspotenziale

Die Kombination aus modulfähiger Stahlbauweise und standardisierten Wechselrichter-Stacks erleichtert die Expansion in Bauabschnitten. Ein 500-Stellplatz-Carport kann so in bis zu fünf Bauphasen realisiert werden, ohne erneute Statik- oder Brandschutznachweise. Mikro-Edge-Rechner übernehmen dabei die lokale Optimierung der Ladeprofile und kommunizieren via MQTT mit dem Leitstand. Durch diese Architektur lassen sich standortübergreifende Flotten von mehr als 5 MWp zentral regeln; das erleichtert die Teilnahme an Regelenergieauktionen und steigert den Deckungsbeitrag um bis zu 2 ct/kWh.

Fazit: Ein Solarcarport erschließt ungenutzte Parkflächen, senkt Energiebezugskosten und erhöht die Resilienz der Stromversorgung. Wirtschaftlich vorteilhaft sind hohe Eigenverbrauchsquoten, planbare Opex und ein klar definiertes Betriebsmodell. Speziell für Krankenhäuser und Kliniken bietet die Lösung zusätzliche Förderhebel und stärkt die Taxonomie-Konformität. Entscheider sollten frühzeitig Lastprofile analysieren, Contracting-Optionen bewerten und IT-Security von Beginn an in die Projektplanung integrieren.

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